Krankenkassen-Prämienanstieg 2024: Alain Berset, BAG und Santésuisse machen Generika zum Sündenbock und führen das Volk hinters Licht.

Krankenkassen-Prämienanstieg 2024: Alain Berset, BAG und Santésuisse machen Generika zum Sündenbock und führen das Volk hinters Licht.

28. September 2023 – Dr. Lucas Schalch

Seit gestern ist bekannt: Die Krankenkassen-Prämien steigen in 2024 im Durchschnitt um 8.7% – und wieder werden angeblich zu hohe Generika- und Biosimilarspreise dafür mitverantwortlich gemacht. Das ist nicht nur falsch, sondern auch unverantwortlich.

Unterstützt wird BAG-Direktorin Anne Lévy in der Falschdarstellung von Santésuisse. Zur Klar- und Richtigstellung des Sachverhalts: Die gesamten Generika- und Biosimilar-Ausgaben sind nicht höher als die Verwaltungskosten der Krankenkassen. Wie Berechnungen (s. Darstellung) zeigen, haben die Krankenkassenverwaltungskosten in 2022 die 1.8 Mia. Schweizer Franken überschritten und wachsen stetig weiter. (Quellen: BFS und BAG) Auch der Ärzteverband FMH moniert in ihrer Medienmitteilung von gestern, dass der Prämienanstieg in dieser Höhe hätte verhindert werden können.
Wichtige Reformen des Gesundheitswesens könnten massgeblich dazu beitragen, den Prämienanstieg zu dämpfen – doch sie werden blockiert.

Eine weitere Reform betrifft die Medikamente. Ärzte, Apotheken und ein Krankenkassenverband haben einen Vorschlag zu preisunabhängigen Margen bei Originalpräparaten und Generika bereits vor einem Jahr vorgelegt. Obwohl der Vorschlag die engen Vorgaben des Bundesrats erfüllt, wurde die Beratung im Bundesrat erneut vertagt. FMH bedauert zu Recht, dass damit ein jährliches Sparpotential von rund 250 Millionen Franken noch ungenutzt bleibt. Dabei zeigt sich, dass sich die Kostenanalyse, auf die sich die Behörden berufen, unreife Daten der Krankenversicherer (SASIS) beinhaltet.

Es zeigt sich jedes Jahr, dass diese Kostenanalysen zum Zeitpunkt wo sie gemacht werden zu hohe Kosten suggerieren. Zudem wird verschleiert, dass die Krankenkassen die Reserven wieder aufbauen müssen. Dies, weil sie zum einen hohe, nicht vorgesehene COVID Kosten in der Höhe von 1.4 Mia. CHF decken und zum anderen auf dem Kapitalmarkt eingefahrene Verluste kompensieren müssen. Auch die Verantwortlichen von Santésuisse machen sich ein leichtes Spiel, indem sie Forderungen aus dem hohlen Bauch stellen. Wieso sollten die Medikamentenpreise losgelöst von gesamthaften wirtschaftlichen Betrachtungen auf das Auslandsniveau gesenkt werden? Wenn dem so ist, fordern wir eine Senkung der Verwaltungsaufwendungen der Krankenkassen um 50%.

Die gesamten Generika- und Biosimilars-Ausgaben sind nicht höher als die Verwaltungskosten der Krankenkassen.

Um es nochmals klarzustellen: Die gesamten Verwaltungsaufwendungen der Krankenkassen sind in etwa so hoch wie die gesamten Generika Ausgaben in der Schweiz. Und was richtig stossend ist, ist dass diese Verwaltungskosten überproportional wachsen. Würde man der Grundidee von Santésuisse folgen, senken wir das gesamte Lebensniveau in der Schweiz um 50%. Das heisst aber auch, dass die Löhne auf das Auslandsniveau gesenkt werden müssen. Und die sind nun mal im Durchschnitt 50% tiefer als in der Schweiz.

Wir von Intergenerika fordern, nebst den bereits verabschiedeten Massnahmen zu weiteren Senkungen der Generika und Biosimilar Preise, dass mindestens einmal die Massnahmen (z.B. die einheitliche Vertriebsmarge für wirkstoffgleiche Arzneimittel und das neue Vertriebsmargensystem) aus der KVV-KLV-Vernehmlassung umgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass wesentliche Elemente die zu Einsparungen führen ohne ein ganzes System zu kompromittieren, vertagt werden. Wenn dies nun endlich umgesetzt wird, können mit den beschlossenen Massnahmen aus der KVV-/KLV-Vernehmlassung bis zu 610 Mio. CHF im Medikamentenbereich eingespart werden. Allein durch die Zeitverzögerung der Einführung der Vertriebsmargenregelung gehen der OKP 260 Mio. CHF Einsparungen verloren.

Medikamenten-Grundversorgung: Experten fordern Task-Force

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19. September 2023

 

moneycab.com

Die Versorgungssicherheit bei Medikamenten ist eine Aufgabe von nationaler Tragweite. Entsprechend empfehlen die Experten des Intergenerika-Roundtables vom 14. September unisono die Einrichtung einer nationalen Task Force und betrachten eine Kooperation auf europäischer Ebene als unumgänglich.

Versorgungssicherheit bei Medikamenten der Grundversorgung

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14. September 2023

 

PRESTIGE BUSINESS Magazin

In der neuesten Ausgabe des Prestige Business Magazins beleuchtet Dr. Lucas Schalch den Zusammenhang zwischen dem seit Jahren anhaltenden massiven Preisdruck auf Generika und Biosimilars und der zunehmend angespannten Medikamenten-Grundversorgung.

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1. September 2023

 

Basler Zeitung Sonderausgabe „Life Sciences“

In der „Life Sciences“-Beilage der Basler Zeitung beleuchtet Dr. Lucas Schalch den Zusammenhang zwischen dem seit Jahren anhaltenden massiven Preisdruck auf Generika und Biosimilars und der zunehmend angespannten Medikamenten-Grundversorgung. Sein Fazit: „Die Schweiz ist auch hinsichtlich der Medikamentengrundversorgung keine Insel und ist gut beraten, in Eigenregie wie auch in Kooperation mit dem benachbarten Ausland Massnahmen zu ergreifen, die von attraktiven Rahmenbedingungen für hiesige Anbieter bis hin zu einer langfristigen Repatriierung zumindest von Teilen der Produktion reichen. Vor allem muss dem seit Jahren anhaltenden Druck auf Preise von Generika und Biosimilars, als zentrale Säulen der Grundversorgung, Einhalt geboten werden.

Kommentar Neue Zürcher Zeitung: „Geiz ist nicht immer geil“

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19. Juni 2023

 

Geiz ist eben nicht immer geil – besonders, wenn es um die Gesundheit geht und Generika teilweise weniger kosten als Kaugummis. Ein treffender Bericht der NZZ Neue Zürcher Zeitung. Bei der Kritik an angeblich zu hohen Generikapreisen gilt zu bedenken: Gerade die Schweiz ist als kleiner Gesundheitsmarkt für die Produzenten günstiger Medikamente nicht besonders attraktiv. Bürokratische Hürden verschärfen die Lage zusätzlich. So müssen Beipackzettel in allen Landessprachen gedruckt und für jedes Medikament eine breite Palette an Packungsgrössen angeboten werden. Das klingt nach Kleinigkeiten, die aber bei Produkten mit kleinen Margen entscheidend dafür sein können, ob es sich lohnt, den hiesigen Markt zu beliefern oder nicht. Auch der Zulassungsprozess ist schwerfällig und damit ein Hindernis.